Hallo, ich hatte meine Prüfung vor einem Monat und hab auch bestanden
- Prüfer:
- fing an einen klassischen Fall für periphere Fazialisparese vorzustellen (Wasser läuft aus dem Mund), da kamen Fragen zu möglichen Ursachen (häufigste, idiopathisch aber auch erregerbedingt, entzündlich, da alles aufgezählt), dann Vorgehen, Behandlung, kann eine klinisch periphere fazialisparese auch zentrale Ursachen haben? ja, wenn postganglionär und weiterhin zentral, dann was wenn eine zus. Hypästhesie im Gesicht vorliegt? Immer wieder vorkommende Trigeminusmitbeteiligung. Dann erhöhte Entzündungsaprameter und Trigeminusmitbeteilung, was empfehlen Sie? LP. Der Mann der Patientin fragt aber, ob das sein muss und ob man das nicht im Blut erkennen würde? nein, LP zwingend notwendig. Dann war die Frage Diagnostik Borellien: Ich habe einfach alles genannt, ASI, CXCL13, dann kam die Frage was empfehlen Sie, was gibt es für Möglichkeiten für die Behandlung? ich habe Ceftriaxon und Doxycyclin genannt, er wollte wissen, was er lieber geben würde als ambulanter Neurologe, Antwort: Doxycyclin weil oral, dann hat er noch die Dosis abgefragt, ich habe 400mg gesagt, was wohl nicht richtig war, war aber nicht schlimm, und Dauer, 14d, das war richtig. Da hat sich der Protokollant eingemischt (Dermatologe) und meinte das wäre viel zu kurz, der Prüfer hat ihn aber korrigiert, dass ich leitliniengerecht geantwortet habe
Ich hatte alle Fragen sehr detailliert und schnell beantwortet (versucht lieber, langsamer zu sprechen, damit die Zeit rum ist). Dann meinte der Prüfer meine Antworten würden ihm reichen, der andere Prüfer kann starten. Der Protokollant hat ihn aber darauf hingewiesen, weitere Fragen zu stellen. Naja, dann hat er noch allgemeine Sachen gefragt was können Borrellien noch machen? hab gesagt „alles“, hab dann einige Punkte genannt, die klassischen Dinge wie z.B. Polyneuroradikulitis und Symptome aufgezählt. Aber habe alles neurologisch mögliche aufgezählt und erwähnt ob das eher häufiger oder seltener vorkommt bei Borellien. War richtig. Dann war der andere Prüfer dran :
- seine erste Frage war: was kann weitere Ursache einer Peripheren Fazialparese sein? Ich war etwas verwirrt, weil ich gerade ja diese Frage beantwortet hatte. Habe wieder alles aufgezählt, er wollte auf „entzündlich“ hinaus, was ich vorher ja auch gesagt hatte….Ich glaube er hatte nicht richtig zugehört. Er wollte auf MS hinaus. Hab das auch selbst erwähnt, dass es auch Erstsymptom einer MS sein kann. Naja dann hat er etwas erzählt darüber, dass das viele Kliniker übsersehen und er es als ambulanter Neurologe schon öfter sehen würde. Wollte dann auf Kriterien der MS hinaus, hab die McDonald Kriterien von 2017 aufgezählt. DAnn wollte er auf Behandlungsmöglichkeiten hinaus, hab unterschieden zwischen Schubtherapie und -prophylaxe. Er wollte wissen ob ich eine Patientin die mit einer Hypästhesie kommt auch mit Steroiden behandeln würde. Hab dann erwähnt, dass Steroide nachweislich die Dauer des Schubes verkürzen, dass ein Schub aber auch ohne Steroide rückläufig wird. Ich habe gesagt, dass man erwägen kann Steroide zu geben, da es aber keine funktionelle Einschränkung gibt, fände ich es auch ok, ihr keine Steroide zu geben. Damit war er sehr zufrieden, ich hatte den Eindruck er hat erwartet, dass ich sage „doch, immer Steroide geben“ damit er mich dann als „Klinikerin“ korrigiert. Naja, jedenfalls hat er dann der Prophylaxe gefragt, ich habe erklärt dass es 3 Wirkklassen gibt und dass man früher gesagt hat, man fängt bei Wirkklasse 1 an und steigert die Intensität der Behandlung je nach Verlauf. Aktuell sagt man aber, dass man bei hoher Läsionslast z.B. oder schwerem Beginn bereits von Anfang an mit Wirkklasse 2 oder 3 anfangen kann. Er hat angemerkt, dass diese Einteilung in Wirkklassen nicht so sinnvoll sei, in den USA sei es wohl anders (und besser). Das war ein Part, in dem er dem anderen Prüfer und dem Protokollanten etwas erklären wollte glaube ich. War aber für mich ok, war seine Entscheidung, dass die Zeit dafür drauf geht.
Er wollte dann von jeder Wirkklasse 1-2 Wirkstoffe hören, hab aber trotzdem alle genannt (hab sie doch nicht umsonst gelernt haha), dann wollte er wissen, was ich tun würde bei einer jungen Frau, hab nach Kinderwunsch gefragt und dann gefragt wann sie schwanger werden will. Er hat es so abgetan als wäre das eine irrelevante Frage, was ich aber nicht finde, da ich auf Cladribin hinaus wollte, wo man ja erst 6 Monate nach der Zweitgabe schwanger werden darf. Egal. Hab dann alle Möglichkeiten genannt. Dann ging es um einen neuen Fall, klassischer Fall beschrieben für Ulnarisläsion. Er wollte alle Orte wissen, wo der Ulnaris eine Läsion haben kann und warum. Hab gesagt „Sulcus ulnaris Läsion“ und Loge du Guyon. Mit Sulcus ulnaris Läsion war er überhaupt nicht zufrieden und meinte das sei total falsch und man würde das nicht mehr so sagen. Das wusste ich nicht, ihr?, Hab dann gefragt ob er auf Kubitalsyndrom hinaus will? Er meinte nein, es heiße KubitalKANALsyndrom, gut. Schön. Hat mich dann gefragt, wissen Sie wie man das untersucht? Hab gesagt klinisch, Ephys. Er wollte wissen, was das klinische Zeichen ist, hab erklärt welcher Muskel ausfällt bzw. welchen man untersucht. Hab anfangs ausversehen M. aBDuctor pollicis gesagt, mich aber selbst korrigiert und gesagt M. aDDuctor, hab gesagt Froment-Zeichen und es erklärt. Er war nicht sehr zufrieden, weil ich Froment falsch ausgesprochen habe, aber gut. Dann fragte er „Haben Sie auch wirklich selbst Ephys bei Ulnarisläsion durchgeführt?“, habe gesagt „Ja“, was auch stimmt, hab in der Klinik viel Ephys gemacht. Als ich dann erklärt habe, wie ich es mache, mit Inching, dass ich schrittweise den Verlauf des Ulnaris stimuliere war er sehr unzufrieden und hat uns allen erklärt, dass es nicht so geht, sondern dass man ganz genau messen müsse 7cm oder 15cm (sorry habs vergessen) distal oder proximal vom Sulcus ulnaris. Meiner Meinung nach ist diese Methode ist aber auch ein Inching, nur mit zwei Messungen statt mehreren… Egal, auch hier hatte ich den Eindruck, er wollte etwas erklären.
Dann wurde ich rausgeschickt . Als ich wieder den Raum betreten habe, wurde ich kurz beglückwünscht aber ich musste mich wieder hinsetzen, damit der zweite Prüfer mir erklärt, dass ich ja zwar viel wusste, aber dass ich viel wiederholen soll. Ich verstehe bis heute nicht was er damit meint, da ich alles im Detail und richtig beantwortet hatte. Den einzigen Fehler den ich gemacht habe, war, dass ich bei N. ulnaris gesagt habe M. abductor, statt M.adductor, aber habe mich sehr schnell selbst korrigiert. Ihm hat aber auch nicht gepasst, wie ich N. ulnaris in der Ephys untersuche (Inching statt zwei Messungen) und dass ich das als „Sulcus ulnaris Läsion“ bezeichnet habe. Für die Wirkkassen-Einteilung der MS Medikamente, die in Deutschland eben so gemacht wird, kann ich ja nichts. Der erste Prüfer war hingegen sehr nett und hat mir alles Gute gewünscht, er war auch begeistert, dass ich alles im Detail und schnell beantwortet hab. Hat auch während der Prüfung oft erstaunt geschaut, dass ich adäquat, schnell und detailliert geantwortet habe.
Also mein Tip für die Prüfung: Seid euch dessen bewusst, dass sich einige Prüfer untereinander auch beweisen wollen und zeigen wollen, wie „viel“ sie wissen und dass Rassismus und Sexismus auch in Prüfungen eine Rolle spielen kann. Durchfallen lassen können sie euch aber trotzdem nicht, wenn ihr die Fragen gut beantwortet. Ihr schafft das!
Ok, die Nachricht wurde etwas lang aber mir hatte es geholfen als ich prüfungsprotokolle gelesen hatte, wenn diese detailliert waren. Hoffe euch hilft das auch 🙂
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