Prüfungsprotokoll Nr. 42: Facharztprüfung Neurologie in der Ärztekammer Münster – 2023.09

Inhaltsverzeichnis

Vorab

Ich war wirklich sehr nervös, aber es war eine sehr angenehme Atmosphäre im Prüfungsraum. Die Prüfer hatten
beide einen Anzug an, ich war etwas schicker gekleidet. Prüfer Nr. 1 war ein ambulant tätiger Neurologe, Prüfer
Nr. 2 ein Chefarzt aus einem hiesigen Klinikum.


Die Prüfung

Erster Prüfer (amb. Neurologe): Allgemein gefragt: alter Mann mit Gangstörung / schlurfendem, unsicheren Gang
schon etwas länger, woran denken Sie? Einige DDs aufgezählt, die mir sofort in den Kopf kamen (von SKS bis
Parkinson). Was können Sie mir über Parkinson-Syndrome erzählen? –> hab dann angefangen, frei über atypische Parkinsonsyndrome zu erzählen, welche es gibt, wo ihre Unterschiede zum IPS sind. Prüfer hat mich erzählen lassen und immer mal wieder etwas dazwischengefragt (z. B. ob ich die vertikale Blickparese bei PSP-Pat. oft gesehen habe bzw. ob eher am Anfang oder im Verlauf der Erkrankung –> er zählte dann aus seiner Erfahrung in der Praxis, er sehe die Blickparese kaum und wenn dann meist spät). Dann noch eine Frage zu den
Therapiemöglichkeiten beim IPS. Nachfragen zu den Dopaminagonisten: wichtige unerwünschte
Nebenwirkungen, wobei er hier insb. auf die Tagesmüdigkeit hinaus wollte (Cave: Autofahren!). Ich habe als
erstes Schwindel / Orthostase und Impulskontrollstörung genannt (Prüfer meinte: „Klar Schwindel, das machen
die alle“ und „Impulskontrollstörung sehe ich gar nicht so häufig“). Was ist mit Impulskontrollstörung gemeint?
Dann wollte er noch auf ein „ganz bestimmtes Parkinson-Syndrom“ hinaus, was ich noch gar nicht erwähnt hätte wenn ich nochmal an den alten Mann mit der Gangstörung zurückdenke: vaskuläres Parkinson-Syndrom / lower-body-Parkinsonismus. Bisschen erzählt. Das war ́s.

Zwieter Prüfer: (klinisch tätiger Neurologe): er hat mir zwei Fälle über Power Point präsentiert:
a) Über 80-jährige Dame linksseitige Kopfschmerzen (retroorbital bis temporal) seit ca. 2 Wochen, intermittierend
Doppelbilder, Gewichtsverlust. Woran denken Sie? Hab dann Riesenzellarteriitis gesagt (auch wenn die
Doppelbilder JETZT nicht unbedingt typisch sind…). Nachfragen zur RZA: welche Diagnostik; was bedeutet
„Sturzsenkung“ / ab welchem Wert? Welche Symptome sind charakteristisch? Wie würde ich behandeln (v. a.
wollte er auch Tocilizumab hören)? Prüfer fragte mich, ob ich ein Bild machen würde? Ich zögerte, aber zum
Ausschluss sekundärer Kopfschmerzen bei alten Menschen sollte man das tun. CCT nativ war unauffällig, die
BSG war bei 48 mm nach 60 Min. „Würden Sie nun behandeln?“ Ich sagte Ja. Nächste Folie: Bild von der Patientin
einen Tag nach Aufnahme ins Krankenhaus: einseitige Ptose. Und nun? Ich habe gesagt, dass ich erstmal weiter
behandeln würde. Nächte Folie: Augenuntersuchung in alle Richtungen abgebildet (insg. 9 Fotos): ich musste das Paresemuster erkennen (N. III + IV + VI links paretisch) und erklären, an welchen Fotos ich die Trochlearisparese erkennen. Und nun? Ich antwortete, dass ich die Diagnose RZA / Arteriitis temporalis nochmal überdenken würde.
Sehr gut. Wieder Gegenfrage: würden Sie ein Bild machen? Natürlich, diesmal aber ein cMRT. Nächste Folie: ein
Transversalschnitt (nur ein Foto). „Was sehen Sie?“ Ich habe auf dem Schnittbild ehrlicherweise nicht sofort etwas
Pathologisches erkannt. „Was hat die Patientin? Denken Sie anatomisch, welche Strukturen sind betroffen? Wo
ist der Fokus?“ Ich (leicht panisch) Hirnnerv III + IV + VI, einseitig, Kopfschmerzen… irgendwann kam ich dann
doch mal auf den Sinus Cavernosus. Den sollte ich auf dem cMRT-Bild auch noch zeigen, angeblich sah man da
auch eine Thrombose (habe ich dann so geglaubt). Welche Ursache könnte die Thrombose bei der Patientin haben?
Ich habe dann „paraneoplastisch“ gesagt, da eingangs auch der Gewichtsverlust erwähnt wurde. Das war richtig.
Wie therapieren Sie eine Sinus-Venen / Sinus-Cavernosus-Thrombose?

„Oh schön, wir haben ja noch 5 Minuten“…: Mann mit Schmerzen im rechten Arm, plötzlich aufgetreten, relativ
intensiv, auch nachts, mit Ausstrahlung in den kleinen Finger. An welche Differenzialdiagnosen denken Sie?
Einfach frei alles aufgezählt, was mir eingefallen ist. 1. Folie: nach 2 Tagen: beidseitiges Bell-Phänomen  Was
sehen Sie? Woran denken Sie nun?  Bannwarth-Syndrom. Diagnostik? Lumbalpunktion typische Befunde?
Definieren sie Antikörperindex, welcher Wert ist pathologisch? Noch sehr frühes Krankheitsstadium – was
bestimmen Sie noch?  hier wollte er CXCL13 hören. Wie therapieren Sie (Wirkstoffe, besser oral oder i. v.)?
Das war`s.

Dann wurde ich kurz hinausgeschickt und nach 3 Minuten wieder hereingeholt. Prüfer 2 meinte, ich hätte meine
Facharztkompetenz und „Stressresistenz“ bewiesen, in dem ich weiter sinnvoll überlegt hätte, auch wenn ich nicht
direkt auf die richtige Lösung gekommen sei.
Alles in allem eine sehr faire, angenehme Prüfung mit Hilfestellung.


Lernmittel
Fallbuch Neurologie mit 100 Fällen
Facharztprüfung Neurologie in Fällen, Fragen und Antworten
Facharztvorbereitungskurs in der DGNeurologie (2x 32 Fälle)
Klinisch Relevant Podcasts (vor allem abends im Bett und beim Sport…)
Klinische Neurologie von Peter Berlit (nur vereinzelte Themen)
DGN-Leitlinien (einige sind mehr zum Lernen geeignet, andere eher weniger…)
Intensiv-Vorbereitungszeit: 3 Wochen Urlaub vor der Prüfung


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